Claudia Fischer

(foto: rogier bos)

Fürs Fragenstellen bezahlt

Claudia Fischer arbeitet derzeit als Research Scientist bei Philips  Schon als Kind sei sie neugierig gewesen, habe viele Fragen gestellt, sagt Claudia Fischer. „Ich glaube, darum bin ich in der Forschung gelandet.“ Richtig entdeckt hat sie ihre Berufung erstmals während ihrer Studien „Gesundheits- und Pflegemanagement“ sowie „Medizinische Informationstechnik“ an der Fachhochschule Kärnten.

Tatsächlich begonnen, als Forscherin zu arbeiten, hat Fischer 2010 in den Niederlanden: zunächst als Junior Researcher am Academic Medical Center und dann als PhD-Studentin an der Erasmus-Uni Rotterdam. In ihrer Arbeit beschäftigte sich Fischer mit Qualitätsmessung im Krankenhauswesen, konkret: damit, wie zuverlässig Kennzahlen sind, mit denen Qualität festgestellt werden soll. Über das Resultat sagt die Jungforscherin: „Viele Indikatoren werden in ihrer Gültigkeit überschätzt.“ Beispiel Sterberate: Hier könne man spezialisierte Fachkliniken mit schweren Krebsfällen und kleine Spitäler, die solche nicht haben, nicht ohne weiters vergleichen.

Auch andere Kennzahlen für Qualität seien zweifelhaft, etwa die der Wiederaufnahmerate. „Zu sagen, wenn jemand innerhalb von dreißig Tagen ins Krankenhaus zurückkommt, war die Behandlung nicht gut, ist zu vereinfacht.“ Denn: „Man muss bedenken, dass die Gründe, aus denen Patienten wiederkommen, ganz verschieden sind.“ Manchmal kommen sie auch einfach nur wegen eines geplanten zweiten Termins wieder. „Das kann man aus den Daten nicht herauslesen, erklärt die gebürtige Kärntnerin, die seit Abschluss ihres PhD 2015 in England lebt.

Dort arbeitet Fischer als Research Scientist beim Techkonzern Philips im Gesundheitssektor. „Wenn ich gefragt werde, wie ich das gemacht habe, sage ich: Durch die EU gibt es so viele Möglichkeiten, man muss sie nur nützen“, meint die Kärntnerin. Sie gibt zu, manchmal zu überlegen, ob sie nicht an der Uni hätte bleiben sollen, weiß aber, dass in der Industrie bessere Bedingungen für Forscher herrschen. Jedenfalls sei sie äußerst zufrieden mit ihrem aktuellen Job. „Ich bekomme fürs Fragenstellen bezahlt.“ –

(derstandard.at/2000039318252/Wie-FH-Studierende-zum-Doktorat-kommen)